Landesvorstandssitzung am 29.11.2016
Am 29.11.2016 fand die letzte Landesvorstandssitzung vor Weihnachten statt. Themen der LV waren unter anderem „Initiativen von Frauen für Frauen“ und politische Diskussionen zum Thema „Gesundheitsplan 2035“. Es wurden 2 Frauenprojekte vorgestellt:
Projekt Frauencafe – Kahuat al Nisaa“
Eine Initiative einer geflüchteten Frau, der es ein Anliegen ist anderen betroffenen Frauen die Kultur, Rechte und Pflichten im Austausch mit heimischen Frauen näher zu bringen.
Mein Name ist Mona Kaddoura, ich bin 36 Jahre alt, wurde in Kuweit geboren und wuchs im Libanon auf. Dort habe ich gelernt mit der Angst vor dem nächsten Tag zu leben. Ich ging zur Schule lernte gut und wollte Lehrerin werden. Mein Vater, Inhaber eines Lebensmittelgeschäfts, hatte andere Pläne, er wollte dass ich heirate. Niemand fragte mich ob ich das auch wollte – meinen Bräutigam kannte ich nicht. Ehen werden in unserem Land traditionell von Männern ausgehandelt – Frauen haben kein Mitspracherecht.
Ich wurde also verheiratet mit einem Mann, der 15 Jahre älter ist. Mit neunzehn musste ich Mutter einer Tochter werden, die ich sehr liebe. Sie ist schuldlos, aber ich konnte und wollte die Schläge und die Demütigungen nicht ertragen. Ich lehnte mich auf, setzte die Scheidung durch und wurde meiner Familie „zurückgegeben“. Das war für meine Familie eine große Belastung, eine Schande die nur durch eine neuerliche Verheiratung getilgt werden konnte. Wieder keine Mitsprache bei der Auswahl des Ehepartners, wieder Unterwürfigkeit, wieder Demütigungen und Schläge. Noch einmal wurde ich zur Mutterschaft gezwungen und wieder gebar ich zwei wunderbare Töchter – es sind Zwillinge. Sie gehen in Voitsberg in die Volksschule, sind fröhliche Mädchen und lernen gerne – sie sind mein Leben.
Aber jetzt ist etwas anders: erstmals in meinem Leben bin ich selbstbestimmt, kann vernünftige Entscheidungen treffen und dafür die Verantwortung übernehmen. Ich kann zusehen wie meine Kinder sich entfalten, lachen und angstfrei in die Schule gehen. Dabei habe ich entdeckt, dass es vielen muslimischen Frauen so erging wie mir: rechtlos und würdelos leben zu müssen, als wären wir Dinge die man kaufen und verkaufen kann.
Palästina erlebt eine lange Unrechtsgeschichte, schon seit 70 Jahren dauert die Katastrophe an, die wir „Nakba“ nennen und die damals 1947 begonnen hat. Aller Heimat- und Bürgerrechte beraubt als Flüchtlinge im eigenen Land oder ins Ausland vertrieben – mein Volk. Durch zahllose Massaker, durch Kriege in Verstecke gezwungen, sind wir ein Volk das seit damals größtenteils „haust“, sich versteckt. In dieser Situation sind die Frauen von der eigenen patriarchalen Gesellschaft erneut aller Grundrechte beraubt worden. In Europa ist wegen des mutigen Kampfes der Frauenrechtlerinnen jedenfalls eine Gleichbewertung gelungen, auch wenn die Frauenrechte den Männerrechten noch nicht völlig gleichen. Wir muslimische Frauen bestimmen nicht über unser Leben, das entdecken wir erst, wenn wir eure selbstbewussten und selbstbestimmten Frauen hier in Österreich sehen. Erst dann entdecken wir wie es sein sollte und dass Frauenrechte Menschenrechte sind, die allen Frauen zustehen. Ohne die eigene Herkunft zu gering zu schätzen, ohne den Stolz zu vergessen mit dem ich Palästinänserin bin, möchte ich mit Wertschätzung von dieser friedvollen, österreichischen Gesellschaft lernen. Mit meinen Töchtern neu entdecken eine Frau zu sein, die sich ihrer Gleichberechtigung bewusst ist.
Deswegen begannen wir im Sommer mit den Workshops in dem „Projekt Frauencafe – Kahuat al Nisaa“ in Voitsberg. Es kamen zahlreiche Frauen aus moslemischen Gesellschaften um gemeinsam aufzuwachen und ein neues, menschenwürdigeres Leben kennen zu lernen. Euch Frauen aus der Steiermark danken wir für eure Solidarität, für eure Unterstützung in so vielen Angelegenheiten! Eure Lehrerinnen, die unsere Kinder unterrichten sind so wertvoll, eure Betreuerinnen sind einfühlsam und gebildet, eure Politikerinnen setzen sich für Frauenrechte ein – wir danken euch!
Meine Tochter Alaa Al Baasiri ist 17½ Jahre alt – auf sie wartet mit 18 das gleiche Schicksal wie auf mich damals. Jetzt aber werde ich für ihre Zukunft kämpfen, für eine friedliche, freie selbstbestimmte Zukunft in einer Demokratie. Wenn ihr mich dabei unterstützt, werde ich Alaa Al Baasiri, meine älteste Tochter, hier in Österreich wieder in meine Arme schließen.
Pilotprojekt zur Stärkung der Rolle der Frau
Auf Initiative der ehemaligen Landtagswahl-Kandidatin Dr. Karin Ronijak und des ÖVP Bezirksparteiobmanns DI. Andreas Kinsky wurde ein vielversprechendes Projekt zur Stärkung der Rolle der Frau im Bezirk Weiz gestartet.
Projektziele sind:
Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Frauen und Männern
Bekenntnis zur umfassenden Ablehnung und Bekämpfung von Diskriminierung
Bekenntnis zur Frauenförderung zum Ausgleich von bestehenden Ungleichheiten
Eingeleitet wurde das Projekt mit Sommergesprächen im ganzen Bezirk. Im Rahmen dieser Gespräche fand mit interessierten Frauen vor Ort ein Dialog statt. Ziel des Dialoges war es, genau hinzuhören um die Bedürfnisse und Wünsche der Frauen zu erfassen. Aus den Ergebnissen werden konkrete Projekte abgeleitet, die dann ab 2017 zur Umsetzung gelangen.
Das Projekt beeinhaltet vier Themenblöcke: „Frauen und Karriere“, „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“, „Frauen 50+“ und „Die Rolle der Frau im ländlichen Raum“. Erste Ideen für eine konsequente Umsetzung gibt es bereits. So wird angedacht, in innovativen Unternehmen einen freiwilligen „Familientag“ einzuführen, der es vereinfachen soll Familie und Beruf zu vereinbaren. Wobei mit Familie nicht nur Kinder gemeint sind, sondern auch pflegebedürftige Menschen und ältere Familienmitglieder, die einer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen. Ein weiteres Pilotprojekt wird die Gründung eines umfassenden Familiennetzwerkes sein. Workshop-Reihen und Informationsveranstaltungen runden das Programm ab.
Besonders erfreulich ist, dass das Projekt „Frauen im Bezirk Weiz sind echt stark“ unter den besten fünf politischen Kampagnen im Deutschen Sprachraum gereiht wurde. Mit dem Politikaward zeichnet das Magazin ‚politik&kommunikation‘ die besten politischen und gesellschaftlichen Kampagnen des Jahres im deutschsprachigen Raum aus. Das Projekt der ÖVP Bezirkspartei Weiz hat es mit dem Projekt auf die Shortlist geschafft und wurde mit weiteren vier Kampagnen für den Politikaward 2016 in der Kategorie „Kampagnen mit kleinen Budgets“ nominiert.
Gesundheitsplan 2035
MEHR Nähe – BESSERE Qualität – MEHR Beteiligung
Heute sind die Steirerinnen und Steirer zum Glück gesünder und leben länger als je zuvor. Das ist vor allem das Ergebnis einer ständigen Verbesserung und Veränderung der Gesundheitsversorgung in unserem Land.
Der tiefgreifende demographische Wandel, der medizinische Fortschritt, der Ärztemangel, die Abwanderung aus den ländlichen Regionen und der Zuzug in die Städte stellt das Gesundheitssystem jedoch vor neue Herausforderungen.
Landesrat Christopher Drexler: „Um diesen Herausforderungen zu begegnen, habe ich mir vorgenommen, innerhalb dieser Legislaturperiode die Gesundheitsversorgung mit dem langfristigen Ziel 2035 auf neue und sichere Beine zu stellen. Mit dem nun vorliegenden Entwurf des Gesundheitsplanes 2035 hat die Steiermark die Chance, sich im europäischen Spitzenfeld zu positionieren.“
Doch wir wissen: Veränderungen in der Gesundheitsversorgung können auch Unsicherheit auslösen. Daher stellen wir an den Veränderungsprozess höchste Anforderungen. Der von zahlreichen Expertinnen und Experten entwickelte Gesundheitsplan 2035 wurde in den vergangenen Wochen und Monaten intensiv mit der Bevölkerung in den Regionen diskutiert, damit wir im Frühjahr 2017 einen klaren Pfad beschließen können, wie er umgesetzt wird. Experimente gibt es dabei nicht. Die Bevölkerung muss im Krankheitsfall die beste und optimale Versorgung erhalten.
Erklärtes Ziel des Steirischen Gesundheitsplans 2035 ist es, allen Steirerinnen und Steirern den gleichwertigen Zugang und eine flächendeckende, qualitätsvolle Gesundheitsversorgung auch in Zukunft zu gewährleisten, egal ob im städtischen Bereich oder ländlichen Raum.
Der Plan im Detail:
Telefonischer Erstkontakt:
Als neue erste Anlaufstelle im Krankheitsfall wird ein Gesundheitstelefon eingerichtet, das rund um die Uhr von einem Arzt besetzt ist, der den Patienten berät und die optimale Versorgung in die Wege leitet. Internationale Beispiele zeigen, dass medizinisch geschultes Personal über das Telefon erste Gefahren ausschließen oder wenn nötig rascher die notwendigen Schritte einleiten kann. Das Telefon ist ein zusätzliches Angebot, wie es in vielen Ländern schon erfolgreich eingesetzt wird.
Gesundheitszentrum/Hausärzte:
Als Ergänzung zu den Hausärzten werden Gesundheitszentren mit Ärzten, Therapeuten und Pflegepersonal eingerichtet. Diese sind auch am Tagesrand und an Wochenenden erreichbar und gut mit den Hausärzten in Einzelpraxen vernetzt. Die Hausärzte und die Gesundheitszentren begleiten die Menschen der nahen Umgebung künftig ein Leben lang in Gesundheitsfragen. Ihr umfassender Informationsstand zur Gesundheit der Patientinnen und Patienten verhindert unnötige Umwege, Fehlzuweisungen oder Verzögerungen in der Behandlung. Auch längere Therapien können in Gesundheitszentren absolviert werden. Die Gesundheitszentren stehen für eine wohnortnahe, bedarfsorientierte, individuelle Behandlung für jede Steirerin und jeden Steirer.
Facharzt/Facharztzentren:
Die fachärztliche Versorgung erfolgt künftig in Einzelordinationen oder in Facharztzentren, welche allenfalls auch mit Überwachungsbetten ausgestattet sind. Die ambulante fachärztliche Versorgung soll gleichmäßig in der gesamten Steiermark angeboten werden.
Leitspital:
In den zukünftigen Leitspitälern wird der Schwerpunkt der Versorgung in den Ambulanzen liegen. Die Standorte dieser Leitspitäler werden so gelegt, dass die notwendige medizinische Qualität sichergestellt ist und die gesamte Bevölkerung sie im Bedarfsfall zeitgerecht erreichen kann. Für jede steirische Region wird es ein Leitspital geben, das mit einem breiten Angebot die optimale Behandlung gewährleistet.
Notarzt:
Selbstverständlich ist auch künftig in allen Regionen der Steiermark jederzeit ein Notarzt 24 Stunden täglich, 365 Tage im Jahr verfügbar.
Im Anschluss fand ein reger Austausch zwischen den Landesvorstandsmitgliedern statt. Bei guter Stimmungslage ließen sie das Jahr ausklingen und starten motiviert ins neue Jahr 2017.